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Jo Winkler ist Werbetexter und kein sehr netter Mensch. Er ist zynisch, frauenverachtend und überheblich. Dabei ignoriert er seine körperliche und moralische Verfassung, denn sie passt so gar nicht in das Selbstbild des Senior Texters der Kölner Werbeagentur Goldreklamen. Das gelingt ihm bis zum diesjährigen, mehrtägigen Betriebsausflug auch ganz gut, bei dem sein Chef alles auffahren lässt, was seiner Meinung nach am Rhein dazugehört: Dampferfahrt, Kegeln in Bad Neuenahr und ein abschließender Kasinobesuch. Doch nicht nur Winkler muss sich hier der Wahrheit stellen …
»Winkler, Werber« zeichnet die innerliche Verfassung derer nach, die für die ökonomische Katastrophe verantwortlich sind und nun selbst von ihr verschlungen werden. In den inneren Monologen Winklers geht Enno Stahl auf die Suche nach den seelischen Abgründen ihrer Verursacher und zeichnet so ein Psychogramm der Krise. Das Tempo des Romans passt sich dabei stets dem Erregungsgrad Winklers an. Enno Stahl bedient sich eines ›Pulsationsstils‹, der den Monolog Winklers beschleunigt und verlangsamt, so lange, bis sich das Verdrängte nicht mehr leugnen lässt. Bei aller Dramatik ist der Roman von einem gnomischen, zum Teil auch bissigen Humor geprägt. Spannung und satirische Zuspitzung machen das Buch von vorne bis hinten zu einem beständigen Lesevergnügen.
Pressestimmen:
"... ein genial erzähltes Sittengemälde des deutschen Neo-Liberalismus ... Enno Stahl schreibt sich mit Bravour ins Innere Krise hinein und legt mit Winkler, Werber stilistisch wie dramaturgisch ein fulminantes Gesellschaftspanorama vor, in dem die Krise ganz langsam auftaucht, um schließlich mit aller Wucht in die Biografien der einzelnen Beteiligten einzubrechen." (Florian Schmid, Der Freitag)
"Enno Stahls Roman ist eine große, oft großartig groteske Reise ins Innere seiner Hauptfigur. Im Bewusstseinsstrom des Werbetexters halten sich Blasiertheit und Spießertum die Waage, Winkler, der Weltenschöpfer, der mit seiner Werbung eine neue Welt zu erzeugen wähnte, ist so bodenlos überheblich wie Winkler, der neue Hiob, dieser von Karnevalsmelodien geplagte Leidensheld, rechthaberisch ist." (Hartmut Kasper, DLF-Büchermarkt. 16.4.2014)
"Die Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt in diesem Roman erinnert daran, dass der Schriftsteller Enno Stahl in Essays und Artikeln gern die realitätsvergessene Schreibschulprosa aus Leipzig und Hildesheim anprangert. [...] Wer jedoch eine Prosa des mahnenden Zeigefingers erwartet, wird von Stahl immer positiv überrascht. Bierernst ist in Köln generell keine Primärtugend – und so kontrastiert Stahl in „Winkler, Werber“ seine ernsten Sujets mit lebenslustigen Figuren und humorvollen Sentenzen." (Moritz Scheper, Tagesspiegel)
"Was Stahl hingegen für Funken aus dem Krisensog schlägt [...], ergibt eine wahnwitzige Lektüre. Ein physischer wie psychischer Niedergang, der seinesgleichen in der deutschen Gegenwatsliteratur sucht." (Johannes Springer, skug)
"Was dieses Buch faszinierend macht, ist die Erzählperspektive. Stahl schreibt es als eine Art inneren Monolog, beschleunigt oder verlangsamt seinen Erzählstil mit den dahineilenden Gedanken seines Protagonisten, seinen Assoziationen: Weltansichten und Einschätzungen nur durch die Brille von Winkler gesehen. Dem Autor gelingt so ein gestochen scharfes Psychogramm eines Egoisten und Zockers." (Juliane Sattler, Hessische Allgemeine Nachrichten)
"Wenn Sie sich einmal so richtig an der Hauptfigur eines Buches reiben wollen, dann tun sie das getrost an Jo Winkler! Und doch funktioniert der Roman „Winkler, Werber“ sehr gut – vielleicht gerade weil in dem Buch nichts beschönigt wird, sondern zahlreiche verlogene Geschäftspraktiken, Business-Intrigen, sich ins Negative ineindrehende gruppendynamische Prozesse und zwischenmenschliche Abgründe ausgebreitet und bis zum bitteren Ende durchdekliniert werden." (Thomas Völkner, Hamburger Lokalradio)
"Mit der Darstellung von Jo Winkler ist Enno Stahl ein Geniestreich gelungen: Er schafft innere Monologe, deren Intensität den Leser packt und bis zur letzen Seite nicht loslässt." (Martin Willems, Junge Welt)
"Enno Stahl führt in seinem Roman "Winkler, Werber" das Denken eines Agenturmenschen aus der New Economy vor, der zugleich Täter und Opfer der Krise ist. Selten hat es so viel Spaß gemacht, von einem Niedergang zu lesen." (Catarina von Wedemeyer, taz)
"Das Buch besteht zum größten Teil aus Jo Winklers innerem Monolog. Das ist treibend, pulsierend, ich habe beim Lesen irgendwie fast Herzrasen bekommen, weil ich gedacht habe, ich muss ganz schnell lesen, weil es eben diesen pulsierenden Rhythmus hat." (Stefanie Junker / WDR 5 Scala)
"In »Winkler, Werber« widmet sich der Neusser Autor Enno Stahl den Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Anhand des inneren Monologs des Werbetexters Jo Winkler zeichnet Stahl das Bild eines Akteurs, der von einer ökonomischen Krise verschlungen wird, die er selber mit heraufbeschworen hat." (Anna-Katharina Jung / Rheinische Post)
"Die Hybris Winklers kann durchaus äquivalent zur Selbstüberschätzung der Neoliberalisten gesehen werden. Wenn der letzte Akt von Winklers Drama ausgerechnet im Spielcasino eingeläutet wird, so drängt sich der Vergleich mit zockenden Spekulanten geradezu auf." (Jeanne Andresen, WZ)
"Viel mehr als das Geschehen um den Alltags-Menschen ist in diesem Buch die Form so herausragend. Denn alles ist im Grunde ein innerer Monolog in einer unglaublich vollständigen Form. Nahezu jeden Gedanken des Workaholics versuchte Stahl einzufangen." (Nathanael Ullmann, RuhrNachrichten)
"Enno Stahls unglaublich schneller Roman zeichnet ein entlarvendes Porträt derjenigen, die die allgegenwärtige Krise heraufbeschworen haben und jetzt an ihr ersticken." (Trierischer Volksfreund / Lifestyle Magazin)
"Als Soziologe verschreibt Stahl, dass die postmoderne Gesellschaft vor allem durch Bindungslosigkeit und Desinteresse funktioniert. [...] Die Struktur der liberalisierten Arbeit – Isolierung, Austauschbarkeit, wenig Verbindlichkeit und hohes Risiko – bildet sich sichtlich in diese Prosa ab. Diese Literatur ist als eine Art Geigerzähler zu betrachten, die die psychischen Strahlungen in einer endsolidarisierten Gesellschaft registriert."
(Matthias Hagedorn / Kulturnotizen)
Einen ersten wissenschaftlichen Beitrag hat Ingar Solty geliefert:
Ingar Solty, Die Tragödie des Leistungsträgers. Enno Stahls literarische Kritik des Neoliberalismus im Kontext des neuen sozialen Realismus, in: Z – Marxistische Erneuerung Br. 101 (März 2015)
Textprobe:
... gerade ich hab' das schon immer gemacht. Und besser als die meisten, schließlich ist die Werbung … also die Werbung ist die zweite Realität. Oder sogar die erste. Und wer hätte das besser kapiert als ich, daher bin ich eben, bin ich … Werner, der sagt das andauernd: Was ich an dir schätze, ist dein Selbstbewusstsein, ganz genau, stimmt auffallend, oh Mann, schon wieder. Die Alarmglocke, Telefon, haben wir kein Sekretariat, den Klingelton könnte man auch mal ändern, mindestens hundertst Mal heute, krieg’ bald 'n wundes Ohr hier, also wer will was? Die Milch, hätte ich mir denken können, wie bitte? Wer? Radio leiser: „Ach, Frau Segebrecht, schönen guten Tag. Wenngleich wir hatten ja schon …“ Einmal mehr Frau Segebrecht, ihres Zeichens PR-Frau, Frau Segebrecht mit den Nikoläusen. Nikoläuse aus weißer Schokolade.
„Ich möchte noch einmal betonen, wie sehr uns an einem nicht zu flippigen Corporate Design gelegen ist.“ Ja, das sagten Sie bereits. Nikoläuse eben. Ihre Vorstellungen haben auch einen Bart.
„Ist angekommen, wird berücksichtigt, ich schwöre, Sie werden zufrieden sein, davon bin ich überzeugt.“ Zufrieden, zufrieden, wie soll das gehen? Siebzehn Mal heute. Ach was heute. Jeden Tag rufen die siebzehn Mal an, jeden Tag, der Chef, der Abteilungsleiter, der Werbetyp, der Grafiker, aber Frau Segebrecht ist die schlimmste, soviel ist sicher. Als kleines Mädchen hat sie schön gebetet: Lieber Gott, lass mich heute wieder alles richtig machen. ...
Dank Karl-Heinz Gajewsky auch bei Youtube, die Lesung live im Spec ops, Münster: